Schweiz muss für Spitzenforscher attraktiv bleiben

Oliver - Team s+v
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2 April 2020 Lesezeit: 3 Minuten
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Forscher um einen Tisch

Das neue Coronavirus hält nicht nur die Schweiz, sondern die ganze Welt in Atem. Deshalb ist dessen Bekämpfung auch keine nationale, sondern eine internationale Angelegenheit. Was dennoch auffällt: Forscher an Schweizer Universitäten stehen dabei an vorderster Front. Der hiesige Forschungsplatz leistet hier einen enorm wichtigen Beitrag, nicht zuletzt dank den Arbeiten ausländischer Spitzenforscher.

Vom Corona-Klon bis zu digitalen Virenjägern

Einem Forschungsteam um Virologe Volker Thiel und Bakteriologe Jörg Jores von der Universität Bern ist es beispielsweise innert kürzester Zeit gelungen, einen synthetischen Klon des neuen Coronavirus zu erzeugen. Dank diesem Durchbruch wird es in Zukunft einfacher sein, die Eigenschaften des Virus zu erforschen. Das wiederum begünstigt eine rasche Entwicklung von wirksamen Impfstoffen und Medikamenten. Es sind bereits unzählige Anfragen von Laboratorien aus der ganzen Welt eingegangen, welche die Virusklone für ihre eigene Forschung verwenden wollen. Sowohl Thiel als auch Jores sind deutsche Staatsbürger.
Auch am Biozentrum der Universität Basel wird eifrig am Coronavirus geforscht. Biophysiker Richard Neher und Epidemiologin Emma Hodcroft haben es geschafft, mithilfe von Gensequenzen die globalen Ansteckungsketten praktisch in Echtzeit mitverfolgen zu können. Dabei wird das Erbgut von verschiedenen Corona-Proben aus aller Welt analysiert und abgeglichen, um so die Ausbreitung des Virus besser nachvollziehen zu können. Seit Ausbruch der Corona-Krise ist die Expertise des deutschen Neher und der texanisch-schottischen Hodcroft auch international sehr gefragt.

Starker Wissensstandort Schweiz dank Personenfreizügigkeit

Natürlich wäre es absolut verkürzt, nicht darauf hinzuweisen, dass sich auch zahlreiche Schweizer Forschende wie etwa Jacques Dubochet, Adriano Aguzzi oder Peter Burkhard am Kampf gegen das Coronavirus beteiligen. Unabhängig von der Nationalität der Forschenden ist eines aber ganz zentral: Der Wissensstandort Schweiz ist sehr attraktiv und bietet Raum für erstklassige Innovation und Bildung. Damit das so bleibt, braucht es die besten Talente.
Gemäss dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI stammte 2017 über die Hälfte der Forschenden an Schweizer Hochschulen aus dem Ausland. Zudem waren 55 Prozent aller Studierenden in Schweizer Doktorandenprogrammen Ausländer – ein Spitzenwert im internationalen Vergleich. Beinahe vier von fünf ausländischen Absolventen mit Doktortitel kamen dabei aus dem EU-Raum. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist unter anderem die freie Mobilität aufgrund der Personenfreizügigkeit. Dank ihr sind ausserdem auch Schweizer Akademikerinnen und Akademiker in ganz Europa tätig.

Teilnahme an europäischen Forschungsprogrammen ist essenziell

Damit die Schweiz als Forschungsstandort attraktiv bleibt, spielt die Einbindung in internationale Forschungsnetzwerke eine Schlüsselrolle – insbesondere die Teilnahme am europäischen Forschungsrahmenprogramm «Horizon 2020». Dank dem Zugang zu prestigeträchtigen Projekten und dem Aufbau von Kooperationen mit europäischen Forschern erzielt die Schweiz Effizienzgewinne von bis zu 20 Prozent. Gemäss Schätzungen schafft das Forschungsabkommen mit der EU für die Schweiz einen jährlichen Mehrwert von etwa zwei Milliarden Franken. Ohne Zugang zu den europäischen Forschungsprogrammen würde die hiesige Forschung nicht nur an Prestige, sondern auch an Qualität einbüssen. Einige Spitzenforscher würden es in diesem Fall wohl bevorzugen, in Ländern zu forschen, welche einen uneingeschränkten Zugang zu diesen Programmen bieten.

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